Diese Cem nimmt eine besondere Stelle ein in der Lehre des Bektaschismus und Alewismus. Es ist ungewiss, wie und wo sie entstanden ist. Einige Beweise deuten darauf hin, dass sie auf die Zeit des Propheten zurückgeht, unter anderem während der Prophet mit den Hasimiden die tausend und eine Nacht dauernden Verhandlungen abhielt oder als man den Saap zu umzingeln versuchte. Dies alles geschah während der Verbreitung des Islam. Egal, wie und wo es war, die Tradition der Cem spielt eine grosse Rolle für das Menschsein und für das Erleben der menschlichen Bedürfnisse. Die Cem bedeutet für alle Menschen, die dazugehören, dass sie kollektiv handeln und denken. Man erzählt sich über die Entstehung der Cem folgendes: Als der Heilige Mohammed von der Himmelfahrt zurückkam, machte er einen Besuch bei der Versammlung der Vierzig. Die Vierzig hatten sich in der mit einer Tür versehenen Höhle einer Schlucht versammelt. Der Heilige Mohammed klopfte an die Türe. Die Vierzig fragten, wer er sei. Der Heilige Mohammed sagte: “Ich bin der letzte Heilige Prophet.” Die Vierzig:” Unser Prophet ist bei uns, wir brauchen keinen anderen Propheten.” Und sie öffneten die Türe nicht. Der Heilige Mohammed klopfte erneut an die Türe. Die Vierzig fragten erneut, wer er sei. “Ich bin der Mohammed” sagte der Prophet diesmal. Die Türe wurde wiederum nicht geöffnet. Da kam der Erzengel Gabriel zu Mohammed und belehrte ihn:”Hohheit Mohammed, sage nicht, dass du Prophet bist, dies wäre hochnäsig. Sage, dass du ein Lehrer auf dieser Welt bist, dann wird dir die Türe geöffnet.” Darauf klopfte der Heilige Prophet zum dritten Mal an die Türe. Die Frage kam wieder, wer er sei. Der Heilige Prophet wiederholte die Worte des Gabriel, und die Türe öffnete sich sofort. Einer der Vierzig stand auf und empfing den Heiligen Propheten. Der Heilige Prophet fragte: “Warum steht nur einer auf und die andern nicht?” Die Vierzig antworteten:”Einer von uns ist vierzig, vierzig von uns sind einer.” Der Heilige Prophet fing an zu zählen:”Ihr seid aber siebzehn Frauen und zweiundzwanzig Männer, wo ist der vierzigste?” Der vierzigste namens Salmani Faris ist in Seydullah. Deswegen sind wir nur neununddreissig.” Darauf sagte der Heilige Prophet:” Ihr sagt, einer sei vierzig, vierzig seien einer, woran erkennt man das?” Die Vierzig: “Du kannst es selber überprüfen”. Sie holten ein Waschbecken und ein Messer herbei. Der Heilige Prophet schnitt einen der Vierzig in die Finger, und von allen andern Fingern tropfte auch Blut. Das Blut des Salman, der nicht anwesend war, tropfte aus der Mauer. Einige Zeit später kam der Salman herein. Er schritt direkt zum Propheten und gab ihm eine Traubenbeere und sagte: “Was ich hier gebracht habe, ist das einzig Reine, was ich gefunden habe. Bitte mache, dass diese für uns alle ausreicht.” Der Heilige Prophet befahl:” Bringe mir eine Tasse Wasser!” und er zerquetschte die Traubenbeere im Wasser. Zuerst gab er das Wasser dem Heiligen Ali. Als Ali vom Wasser trank, liess er den Ring, welcher der Prophet bei seiner Himmelfahrt in den Rachen des Löwen gesteckt hatte, in die Tasse fallen. Der Heilige Prophet war verwirrt:”Dieser Ring ist doch derjenige, den ich in den Löwenrachen gesteckt habe.” Darauf sagte er zu Ali:”Ich kenne dich, aber nicht deine geheimen Kräfte.” Er liess alle von dem Wasser trinken und trank selber davon. Es berauschte ihn und er stand auf und fing an den Semah (ritueller Kreistanz der Alewiten) zu tanzen. Dabei wehte sein Kopfband von seinem Kopf. Er nahm es ,zerschnitt es in vierzig Teile und verteilte sie unter die vierzig, sodass jeder sich einen Gürtel mache.